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Mehr Sicherheit im Umgang mit Arzneimitteln

 

Ältere Menschen mit mehreren Erkrankungen und zahlreichen Medikamenten benötigen Unterstützung bei der korrekten Umsetzung ihrer Arzneimitteltherapie. Dazu wollen Gesundheitsberufe wie Ärzte und Apotheker, sowie Wirtschaftsinformatiker der RWTH Aachen beitragen.

Der Bundeseinheitliche Medikationsplan (BMP) ist ein zentrales Instrument zur Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS). Er transportiert wichtige Informationen zwischen Ärzten, Patienten und Apothekern. Voraussetzung ist, dass er gepflegt und aktuell ist. Heute erhalten Patienten immer noch einen Papierplan, doch in Zukunft werden digitale Formate genutzt werden. In diesem Kontext arbeiten die Aachener Learning Community ‚Innovative IT in der Medikamentenversorgung‘ und die Apothekerkammer Nordrhein zusammen.

Die Apothekerkammer Nordrhein qualifiziert unter der Federführung von Dr. Katja Renner, Bernd Dewald und Dörte Lange seit sieben Jahren Apothekerinnen und Apotheker zu Experten in Sachen Arzneimitteltherapiesicherheit. ATHINA - Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken – heißt dieses Schulungskonzept. Es wird mittlerweile in elf Apothekerkammern bundesweit angeboten und in Apotheken umgesetzt. Im Rahmen von ATHINA werden grundlegende Kenntnisse im Bereich Arzneimitteltherapiesicherheit ebenso wie eine strukturierte Vorgehensweise zur Durchführung einer erweiterten Medikationsanalyse vermittelt. Gemeinsam mit dem Patienten findet in der Apotheke eine ausführliche systematische Analyse aller Medikamente sowie eine Besprechung der identifizierten Probleme rund um die Arzneimittel und deren Lösungen statt – mit dem Ziel, dem Patienten einen überprüften und aktuellen Medikationsplan auszuhändigen und so die Grundlage für eine Erhöhung seiner Arzneimitteltherapiesicherheit zu schaffen. Dabei ist die interprofessionelle Zusammenarbeit mit den Ärzten ausdrücklich erwünscht und der Patient wird mit Unterstützung seiner Gesundheitsexperten vor Ort -- Arzt und Apotheker -- letztlich zum Experten für seine eigene Arzneimitteltherapie.

Die Aachener Learning Community ‚Innovative IT in der Medikamentenversorgung‘ unter Leitung von Prof. Kai Reimers von der RWTH Aachen hat eine App zur Verwaltung, Archivierung und Bearbeitung des Bundeseinheitlichen Medikationsplans für Patienten entwickelt. ‚PApp – Die Patientenapp‘ ist bereits seit 2020 für Android und iOS Smartphones kostenlos erhältlich. Der Bundeseinheitliche Medikationsplan zeichnet sich durch zwei Kernelemente aus. Zum einen umfasst er, in knapper Form, Informationen, die sowohl aus Ärzte- als auch aus Apotheker- und Patientensicht notwendig und relevant sind. Zum anderen verfügt er über einen 2D-Barcode, der sämtliche Informationen des Plans in digitaler Form bereitstellt, so dass der Plan auf einfache Art von einem Computer oder Smartphone erfasst und aktualisiert werden kann. Mit Hilfe von PApp können nun Patienten den Plan selbst aktualisieren, indem sie z.B. verschreibungsfreie Medikamente hinzufügen. Erst eine solche vollständige Medikamentenübersicht ermöglicht es Ärzten und Apothekern, arzneimittelbezogene Probleme zusammen mit dem Patienten zu erkennen, zu lösen und die Sicherheit und Effektivität der Arzneimitteltherapie zu gewährleisten.

Um pharmazeutische Kompetenz und digitales Knowhow zum Datenmanagement zusammenzubringen, wurde vor einem Jahr ein Austausch zwischen Apothekern der Apothekerkammern Nordrhein und der Aachener Learning Community vereinbart. Hier wurde die Idee entwickelt, ATHINA und PApp zu vernetzen. Mittels eines kleinen Programms (P-ATHINA) kann die Dokumentation, die bei einer Medikationsanalyse vom Apotheker vorgenommen wird, als aktualisierter Medikationsplan in digitaler Form für PApp umgewandelt werden. Auch ist es möglich, dass der Patient mit Hilfe von PApp dem Apotheker zur Vorbereitung der Medikationsanalyse seinen Medikationsplan in digitaler Form zur Verfügung stellt, so dass nach Überprüfung Aktualisierungen vorgenommen werden können. Diese Zusammenarbeit ist ein guter Schritt zu einer sicheren und effektiven Arzneimitteltherapie für Patienten unter Nutzung einer digitalen App.

Darüber hinaus hat das Team von Prof. Reimers auf der Basis von PApp eine entsprechende App für Apotheker entwickelt (PhApp – die Pharmazeutenapp), mit der Apotheker einen Medikationsplan auf einfache Art erstellen können, wenn Patienten PApp nicht nutzen wollen oder können. PhApp und P-ATHINA sind seit Juni dieses Jahres ebenfalls öffentlich verfügbar (s. Link zur PhApp-Webseite).

Die Zusammenarbeit zwischen den Apothekern der Apothekerkammer Nordrhein mit ATHINA und der Aachener Learning Community ist wegweisend, da sie aufzeigt, wie eine digitale Vernetzung im Gesundheitswesen gelingen kann, ohne medizinische Daten an einem zentralen Ort speichern zu müssen. So behalten alle Akteure immer die Kontrolle über ihre Daten und das Risiko, dass medizinische Daten von Hackern erbeutet und exponiert werden, ist minimal. Gleichzeitig ermöglicht die dezentrale Datenhaltung eine unproblematische Pflege der Daten durch alle beteiligten Akteure. Die Daten sind so immer aktuell – und nur dann kann die Digitalisierung medizinischer Daten auch die erhofften positiven Wirkungen für das Medikationsmanagement des Patienten entfalten.

Weitere Informationen über ATHINA, PApp, PhApp und P-ATHINA finden Sie hier:

  • ATHINA auf der Website der Apothekerkammer Nordrhein:
  • PApp – Die Patientenapp
  • PhApp – Die Pharmazeutenapp und P-ATHINA
  • Bei Fragen wenden Sie sich gerne an: